Herbst (1)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Divertimento B-Dur KV 137
Klaus Wüsthoff (1922 – 2021) Concertino für Klarinette und Streichorchester
Heinrich Joseph Baermann (1784 – 1874) Adagio für Klarinette und Streicher
Sulchan Zinzadse (1925 – 1991) Miniaturen für Streichorchester

 

Solistin: Carina Brunk, Klarinette
Leitung: Helmut Haag

Konzerttermin:
Sonntag, 27. September 2015, 17 Uhr, Martin-Luther-Kirche St. Ingbert

Presse


Das Orchester und die Klarinette

Solistin Carina Brunk und das Collegium Instrumentale ergänzten sich gegenseitig


Im Jahr 2013 hat Carina Brunk den Taktstock der evangelischen Kantorei St. Ingbert übernommen. Doch diesmal, bei „Clarinettissimo“, stand sie mit etwas anderem im Mittelpunkt. Die St. Ingberter bekamen vier Werke zu hören.

St. Ingbert. Helmut Haag legt 2013 nach 28 Jahren die Geschicke der evangelischen Kantorei St. Ingbert in junge Hände. Carina Brunk übernahm den Dirigierstab. Obwohl sie singen kann, gehört ihre Leidenschaft der Klarinette. Denn sie ist nicht nur im Dozententeam des Saarländischen Chorverbandes und studiert an der Hochschule für Musik Saarbrücken in einer Dirigierklasse, sondern ist auch an den Musikschulen in Sulzbach und Kirrberg Dozentin für Klarinette.
Für Haag war dies der Anlass, beim vierten Konzert des Freundes- und Förderkreises für Kirchenmusik an der Martin-Luther-Kirche in diesem Jahr dieses Holzblasinstrument und seine Solistin in den Mittelpunkt zu rücken. Das Konzert mit dem Collegium Instrumentale hieß deshalb auch „Clarinettissimo“. Ein Instrument, das das Orchester noch nie begleitet hat, wie Haag sagt.
Vier Werke durften die Zuhörer an diesem Nachmittag erleben. Zwei davon präsentierte das Collegium, zwei die Klarinettistin mit dessen Unterstützung. Das Divertimento B-Dur KV 137 für Streicher eröffnete das Konzert, noch ohne Brunk. Carina Brunk hatte zwei Stücke ausgesucht, die die Klarinette in all ihren Möglichkeiten zeigten. Mit dem Concertino für Klarinette und Streichorchester wurde ein zeitgenössisches Stück von Klaus Wüsthoff aus dem Jahr 1984 gewählt. Die Titel-Melodie der heute-Nachrichten stammt von ihm. Brunk hatte sichtlich Freude an dem anspruchsvollen Stück. Und die Zuhörer schienen nicht nur fasziniert von dem an diesem Tag im Rampenlicht stehenden Instrument, sondern auch vom Orchester, das mit der Solistin eine Einheit war.
Heinrich Josef Baermann, dessen Adagio für Klarinette und Streicher den nächsten Programmpunkt bildete, war bereits am Ende des 19. Jahrhunderts 14-jährig ein Meister an der Klarinette. Auch bei diesem Stück übernahm Carina Brunk mit ihrem Instrument den Hauptpart und zog die Zuhörer in ihren Bann. Wer sich dann auf die schwedischen Volksweisen von Max Bruch gefreut hatte, die im Konzertprogramm 2015 angekündigt waren, musste sich umorientieren. Die wenigsten dürften aber darüber enttäuscht gewesen sein, denn mit den georgischen Miniaturen für Streichorchester von Sulchan Zinzadse hatte es ein Stück auf das Programm geschafft, das nicht nur das Orchester begeisterte.
Schon beim Üben mitgerissen
Auch die Konzertgäste waren schnell gefangen von den zehn kurzen musikalischen Sequenzen, von denen es eigentlich 24 gibt. „Wir haben zu einem Festkonzert (40 Jahre Städtepartnerschaft Saarbrücken und Tbilissi d.Red.) der deutsch-georgischen Freundschaft in Saarbrücken das Stück gespielt, das uns schon beim Üben mitgerissen hat“, so Haag, „das wollten wir Ihnen nicht vorenthalten.“ Und das war gut so, denn so konnte nicht nur die Klarinette an diesem Abend mit ihrer Vielfalt überzeugen, sondern auch das Collegium Instrumentale. Es zeigte, dass auch ein Streichorchester wie eine Salamuri (Hirtenflöte), eine Tchinuri (dreisaitige Kniegeige) oder eine Doli (zweifellige Röhrentrommel), traditionelle georgische Instrumente, klingen kann.
Den Besuchern gefielen die musikalischen Bilder eines Tanzes, eines keifenden Eheweibs oder auch eines Scherzes so gut, dass als Zugabe das „Glühwürmchen“ aus demselben Zyklus gespielt wurde, mit dem die Besucher in den frühen Abend „entlassen“ wurden.


Saarbrücker Zeitung, 6.10.2015

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