Frühling 2024

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048
Franz Schubert (1797 – 1828) Der Einsame; Die Sterne
Agathe Backer Grøndahl (1847 – 1907) Abends op.42,7
Hugo Wolf (1860 – 1903) Ständchen
Richard Strauss (1864 – 1949) Morgen! op.27,4
Niels Wilhelm Gade (1817 – 1890) Noveletten für Streicher Nr. 1 F-Dur op. 53

 

Solist: Peter Schöne, Bariton
Leitung: Benjamin Jupé

 

Konzerttermine:
Donnerstag, 2. Mai 2024, 20.00 Uhr, Evangelische Kirche Forbach (10, Rue des Alliés, F-57600 Forbach)
Samstag, 4. Mai 2024, 19.00 Uhr, Stiftskirche St. Arnual Saarbrücken

Presse

Gute Musik hat es nicht immer leicht

Das Collegium Instrumentale Saarbrücken gastierte in der Stiftskirche St. Arnual – nicht frei von störenden Nebengeräuschen.

St. Arnual Die üppige Akustik der Stiftskirche in St. Arnual trägt flächige Chor- und Orchesterklänge wunderbar. Filigrane Strukturen und das musikalisch „Kleingedruckte“ hingegen verschwimmen dort leicht, zumindest für die Teile de Publikums, die nicht in den vordersten Reihen sitzen. Diese Erfahrung musste das hervorragend vorbereitete Collegium Instrumentale Saarbrücke (CIS), das im Sommer sein 50-jähriges Bestehen feiert, beim Konzert am Samstagabend machen. Dirigent Benjamin Jupé, im Hauptberuf Solocellist des Saarländischen Staatsorchesters, wählte für die Ecksätze des dritten Brandenburgischen Konzerts von J.S. Bach keine rasanten Tempi, schlug aber durchweg in großen Takteinheiten, was dem motorischen Fluss dieser Musik sehr zugute kam. Wie eine Nähmaschine ratterten, pulsierten und sangen sich die energiegeladenen Motive durch die neun Stimmen dieses populären Werks, auch wenn nicht alle Mikrostrukturen rhythmisch immer ganz präzise waren. Vor allem die Bratschen zeigten sich hier (und beim letzten Programmteil) als die primi inter pares eines ungewöhnlich sicheren Liebhaberorchesters.
Mit Peter Schöne kam danach ein gefeierter Bariton des Staatstheaters als Solist hinzu. Neben der großen Opernbühne widmet er sich auch gern dem Liedgesang und hat eigens für das CIS und dieses Konzert die Klavierbegleitung einiger romantischer Kunstlieder für Streichorchester arrangiert. Als studierter Geiger weiß er die Möglichkeiten dieser Besetzung zu nutzen. So ließ er zum Beispiel Schuberts „Der Einsame“ außer von der Solovioline und den Celli nur im Pizzicato begleiten. Abgesehen von „Morgen“ von Richard Strauss wählte er unbekannte Raritäten aus, die er in Stimmungen, Farben und Stimmeinsatz ungeheuer abwechslungsreich gestaltete. Vom ganz zarten mit Kopfstimme gefärbten Pianissimo bis zum dramatischen Opernfortissimo fand sich das ganze dynamische Spektrum abgedeckt, was jedes Lied zu einem berührenden Kosmos in Miniatur werden ließ.
Während der abschließenden Noveletten F-Dur von Niels Gade trübte nicht nur die Akustik den Musikgenuss. In vollkommen respektloser Manier, sowohl dem Publikum wie den Ausführenden gegenüber, spielte ein Vater mit seinem Kleinkind, ließ es laut lachen und glucksen und ignorierte sogar die Unterbrechung des Dirigenten und dessen Bitte, wenigstens vor dem zarten langsamen Satz die Kirche zu verlassen. Dagegen ging das klingelnde Handy einer Besucherin schon fast unter.
CIS und das verspielte, hierzulande selten zu hörende Werk von Gade hatten solche Störungen nicht verdient. Doch unverdrossen, zupackend und musizierfreudig meisterte man die vier abwechslungsreichen Sätze bis zum furiosen Schluss. Zwei Zugaben von CIS und Peter Schöne, der eigens betonte, wie wichtig die Aufführung von Komponistinnen ist, versöhnte das dankbar, aber nicht allzu zahlreiche Publikum.

 

Saarbrücker Zeitung, 7. Mai 2024


zurück zur Übersicht